Fokusgruppen zum Thema Notübernachtungen
Zeit für Gespräche - Fokusgruppen
Im Rahmen des Projekts "Zeit für Gespräche" haben wir letztes Jahr individuelle Gespräche mit 207 obdachlosen Menschen in Berlin geführt. Sie berichteten uns von ihren Erfahrungen, Problemen, Wünschen und politischen Forderungen zum Thema Obdachlosigkeit.
Während der Interviews wurde deutlich, dass die Qualität der Notunterkünfte und die ungünstigen Bedingungen im Hilfesystem oft ein Problem darstellen. Aus diesem Grund haben wir im November bereits 124 Personen befragt, ob sie bestimmte Notunterkünfte meiden und warum. Die Antworten haben uns dazu veranlasst, das Thema mit Fokusgruppen speziell zu den Notunterkünften in Berlin weiter zu erforschen.
Bisherige Standorte
Im Februar haben wir unsere Arbeit mit einem Besuch bei Klik e.V. in Mitte begonnen, einer mehrsprachigen Beratungsstelle für junge wohnungslose Menschen, insbesondere EU-Binnenmigrant:innen. Anschließend folgten weitere Fokusgruppen-Treffen bei der Suppenküche des Franziskanerkloster in Pankow (zweimal), in der Tagesstätte TagesTreff in Lichtenberg und in der Wohnungslosen Tagesstätte am Wassertor in Kreuzberg.


Ablauf der Treffen
Die Treffen finden mit einer Moderator:in und einer Assistenzperson statt, die das Gesagte auf einem Flipchart festhält. Beteiligt sind entweder Personen vom Team oder Freiwillige aus unserem Projekt. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde vom Team und den Teilnehmenden bitten wir bei jedem Treffen die Teilnehmer:innen (zwischen 3 und 8 Personen), uns ihre Meinung zu den positiven und negativen Faktoren der Notunterkünfte mitzuteilen und welche Vorschläge sie für mögliche Verbesserungen haben.
In der Regel haben wir Dolmetscher:innen für die gängigsten Sprachen dabei, ohne die wir keine so gründliche Arbeit leisten könnten. Wir versuchen aktiv ausländische Staatsangehörige, insbesondere solche ohne Deutsch- oder Englischkenntnissen, sowie Frauen, queere Menschen, Menschen mit Tieren, Menschen mit körperlichen Einschränkungen und junge Erwachsene zu erreichen. Aufgrund der Vielfalt dieser Gruppen wenden wir uns an verschiedene Einrichtungen und Organisationen. Obwohl es nicht einfach ist, alle zu erreichen, haben wir in den bisherigen fünf Sitzungen viele interessante Kommentare und Vorschläge von sehr unterschiedlichen Personen gesammelt.


Themen in den Gesprächen
Die immer wiederkehrenden Themen sind die Öffnungs- und Schließzeiten, die fehlende Privatsphäre, die mangelnden Kapazitäten der Sozialarbeiter:innen oder ihr Umgang und das Fehlen von Schließfächern. Auch das Zusammenleben mit Menschen, die an Alkoholismus, Drogenabhängigkeit oder psychischen Störungen leiden, wird oft als schwierig empfunden.
Neben den wiederkehrenden Themen erhalten wir neue Sichtweisen, wie z.B. die Idee, mehrere kleinere Notunterkünfte einzurichten, um den Bedürftigen eine bessere Auswahlmöglichkeit zu bieten. Oder dass Sozialarbeiter:innen besser geschult sein sollten, um alle Zielgruppen unterstützen zu können. Hierfür wäre mehr Geld notwendig. Auch das Vorhandensein von mindestens einer professionellen psychologischen Fachkraft in jeder Einrichtung wird als wichtig erachtet.
Aussichten
In den kommenden Wochen werden wir die Fokusgruppen fortsetzen und im Mai eine Veranstaltung abhalten, bei der wir die Ergebnisse dieser Arbeit präsentieren werden. Vorerst sind wir zuversichtlich, dass "es nicht nur um Essen und Schlafen gehen sollte, sondern darum, dass Menschen am Leben sind und nicht nur existieren!" - wie eine Person treffend formulierte.