Fragen & Antworten
Hier finden Sie die Antworten zu den häufig gestellten Fragen im Zusammenhang mit der „Nacht der Solidarität“ und der „Zeit der Solidarität.“
1. Sinn und Zweck der „Zeit der Solidarität”
Antworten zu den häufig gestellten Fragen im Zusammenhang mit dem Sinn und Zweck des Projekts „Zeit der Solidarität”.
Bevor die erste Datenerhebung, in 2020 in der „Nacht der Solidarität” stattfand, existierten nur grobe Schätzungen darüber, wie viele Menschen in Berlin auf der Straße leben. Diese Schätzungen reichten von ca. 2.000 bis zu 10.000. Bei der ersten Erhebung kam eine Anzahl von 1.976 heraus. Jedoch, ist davon auszugehen, dass dabei nicht alle Berliner:innen, die von Obdachlosigkeit, geschweige denn von Wohnungslosigkeit, betroffen sind, erfasst wurden. Die erhobenen Zahlen können (und sollen) auch nicht die genaue Anzahl der obdachlosen, geschweige denn wohnungslosen Berliner:innen erfassen, allein schon, weil die Erfassungen nur im öffentlich begehbaren Raum durchgeführt werden (wissenschaftliche Einordnung der erhobenen Daten von Frau Prof. Dr. Gerull). Doch, helfen die regelmäßigen Zählungen dabei, über die Zeit eine Tendenz des Ausmaßes von Obdachlosigkeit in Berlin aufzuweisen. Die kurzen zusätzlichen Befragungen sind freiwillig und anonym, und ermöglichen Erkenntnisse über die demografischen Hintergründe dieser Teilgruppe von wohnungslosen Menschen. Die Erfassung und Befragung der akut obdachlosen Menschen trägt so, als einer von mehreren Bausteinen, zur Vervollständigung der sich im Aufbau befindenden Wohnungsnotfallstatistik bei. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen für die Steuerung der Wohnungslosenpolitik im Land Berlin gewinnbringend sein und zum Masterplan Wohnungslosigkeit beitragen.
Die kurze, zusätzliche Befragung findet freiwillig und anonym statt. Ein Widerruf der Zustimmung kann während der Befragung und noch bis zum Entfernen des Teams vom Ort der Befragung erfolgen. Grundsätzlich sind im Forschungsdesign räumliche Informationen von personenbezogenen Daten entkoppelt, Rückschlüsse auf Personen und Standort sind daher nicht möglich. Ziel ist es, das Ausmaß der akuten Obdachlosigkeit zu erfassen. Es geht nicht darum, Informationen über einzelne Personen zu sammeln. Es geht auch nicht darum, Informationen über einzelne Orte in Berlin zu sammeln.
Die erhobenen Daten werden nach der Zähl- und Befragungsnacht zunächst zentral von dem Projektteam (VskA Berlin) eingesammelt und anschließend wissenschaftlich aufbereitet und ausgewertet. Die Fragebögen werden nach forschungsethischen Standards 10 Jahre aufbewahrt und anschließend datenschutzkonform vernichtet.
Die Datenerhebungen sollen regelmäßig stattfinden, damit relevante Tendenzen über das Ausmaß von Obdachlosigkeit und die Zusammensetzung der Betroffenen nach soziodemografischen Merkmalen in Berlin identifiziert werden können. Dies sind wichtige Erkenntnisse, um passgenaue Hilfen anbieten zu können. Der Wechsel zwischen winterlichen und sommerlichen Zählungen und Befragungen macht es möglich, über die Zeit wichtige Erkenntnisse über die ganzjährige Situation obdachloser Menschen zu erhalten.
Mit einer regelmäßigen Zählung und Befragung kann zur Entwicklung der geplanten Berliner Wohnungsnotfallstatistik beigetragen werden. Diese wird zur Steuerung der Wohnungslosenpolitik im Land Berlin benötigt und kann zur Realisierung der im „BERLINER MASTERPLAN zur Überwindung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit bis zum Jahr 2030“ formulierten Ziele beitragen. Damit folgt Berlin internationalen Beispielen wie Paris, New York und Budapest, in denen zum Teil seit Jahrzehnten jährlich die Anzahl obdachloser Menschen erfasst wird.
Die angetroffenen obdachlosen Menschen werden, wenn diese möchten, zu folgenden Themen befragt:
- Geschlecht
- Alter (nach Altersgruppen)
- Herkunft (nach Gruppen: deutsch, EU-Ausland, außerhalb EU)
- Dauer der Wohnungslosigkeit
- Haushaltsstatus (alleinlebend, in Partnerschaft, mit oder ohne Kinder)
- Zusatz: mit oder ohne Haustier
Die Auswahl dieser fünf Kernfragen wurde von dem interdisziplinären ersten Fachbeirat, der die „Nacht der Solidarität“ in 2020 begleitet hat, getroffen. Es wurden nur die relevantesten Fragen ausgewählt, um möglichst viele Menschen zu nächtlicher Zeit für eine Teilnahme motivieren und die Zählung in der vorgesehenen Zeit umsetzen zu können. Mit der Zählung sollen vorrangig Daten zum Ausmaß von Obdachlosigkeit im öffentlichen Raum erhoben werden. Es handelt sich nicht um eine sozialwissenschaftliche Forschung zu Problemlagen wohnungsloser Menschen oder anderen wichtigen Aspekten zum Thema. Diese Kerndaten müssen zudem auch bei den weiteren geplanten Erhebungen anderer Teilgruppen wohnungsloser Menschen in derselben Form erfassbar sein, um ein konsistentes Gesamtbild zu erhalten.
Die „Zeit der Solidarität“ ist ein dreijähriges Projekt, das von der Berliner Zivilgesellschaft heraus, allen voran dem VskA Berlin // Fachverband der Nachbarschaftsarbeit, getragen und umgesetzt wird. Das Motto ist: Eine Zeit, um Solidarität und Nachbarschaft zu stärken! Eine Zeit, um wahrzunehmen und politische Lösungen zu finden! Ziel der „Zeit der Solidarität” ist es, die Zählung und Befragung obdachloser Menschen in Berlin mit einer breiten, fachlichen und partizipativen Diskussion der Lebensbedingungen von obdachlosen und wohnungslosen Menschen zu verbinden. Aufmerksamkeit für die Themen Obdachlosigkeit und Wohnungsnot und politische Solidarität mit betroffenen Berliner:innen werden so generiert und gestärkt. Die Mitsprache der Betroffenen wird ermöglicht und das zivilgesellschaftliche Engagement gefördert.
Ein Netzwerk, bestehend aus
- Organisationen der Wohnungslosenhilfe,
- Vertreter:innen der Wissenschaft,
- Aktivist:innen,
- engagierten Betroffenen,
- Nachbarschaftshäusern und Berliner Stadtteilzentren,
- sowie verschiedenen Organisationen der Zivilgesellschaft,
und wird gebildet, um Veranstaltungen und Aktionen zu organisieren und in der Aufbereitung der Ergebnisse politische Lösungen zu finden. Dabei steht das langfristige Ziel, dauerhafte unfreiwillige Wohnungslosigkeit zu beenden, im Vordergrund.
Konkret, wird eine Reihe unterschiedlicher Veranstaltungen zu Themen der Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit von sozialen Trägern und Institutionen Berlins durchgeführt. Vor und nach der Zähl- und Befragungsnacht können sich so alle Berliner:innen zum Thema informieren und beteiligen. Möglichkeiten des freiwilligen Engagements in dem Bereich Obdach- und Wohnungslosenhilfe werden aufgezeigt, geschaffen und beworben.
Die Freiwilligen werden, sowohl vor als auch nach der Erhebung, per Newsletter über berlinweite, relevante Entwicklungen, Veranstaltungen und Engagement-Möglichkeiten informiert. Ziel ist es, die vielen Tausend Freiwilligen zu längerfristigem Engagement und anhaltender Solidarität zu motivieren.
Träger und Wohlfahrtsvereine stellen ihre Engagement-Möglichkeiten vor – zum Beispiel im Rahmen einer Dankeschön-Feier und der berlinweiten „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“ vom 9. bis 18. September 2022.
Das Vorhaben wird durch einen Fachbeirat begleitet, deren Mitglieder über die methodische Umsetzung der Erhebung beraten und entscheiden. Im Fachbeirat sind mehrere Personen mit langjähriger Erfahrung mit Wohnungs- und Obdachlosigkeit vertreten. Zudem sind einschlägige Wissenschaftler:innen und Referent:innen der Wohlfahrtsverbände, sowie professionelle Personen dem Wohnungslosenhilfesystem dort vertreten.
Die Berliner Hochschulen sind über das Vorhaben informiert und werden bei der Mobilisierung der Freiwilligen für die Zähl- und Befragungsnacht helfen.
Der VskA Berlin organisiert das Projekt „Zeit der Solidarität“ in Kooperation mit der FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf und der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales. Der VskA und die Berliner Stadtteilzentren haben die „Nacht der Solidarität“ in 2020 aktiv unterstützt. Sie führten im Vorfeld solidarische Aktionen und Veranstaltungen durch und standen in der Nacht selber als Zählbüros und für die Begleitung der Freiwilligen zur Verfügung.
Der VskA Berlin ist kein Träger der Wohnungsnotfallhilfe und wohnungspolitisch nicht aktiv. Diese Position ermöglicht es, ein neutraler Moderator und Gestalter des Prozesses zu sein.
Als Fachverband der Nachbarschaftsarbeit ist unser Ziel dazu beizutragen, Lebensbedingungen so zu gestalten, dass Menschen entsprechend ihrer Bedürfnisse im Stadtteil zufrieden(er) leben können und dass Bedarfe von Gruppen, die häufig von Teilhabe ausgeschlossen sind, besondere Berücksichtigung finden. Mit der Umsetzung der 2. und 3. Zählung und Befragung obdachloser Menschen und den dadurch gewonnenen Erkenntnissen will der VskA Berlin zur Entwicklung und Umsetzung von politischen und zivilgesellschaftlichen Lösungen zur Prävention und Bekämpfung von Wohnungslosigkeit beitragen.
Die LOTTO-Stiftung, Deutsche Klassenlotterie Berlin, finanziert das Projekt durch den VskA Berlin // Verband für sozial-kulturelle Arbeit e.V.
Im Rahmen der Berliner Strategiekonferenzen zur Wohnungslosenhilfe hat eine der AGs durch die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales am 10.01.2018 den Auftrag erhalten, eine Wohnungsnotfallstatistik für Berlin zu entwickeln. Über die international vernetzte Koordinatorin der AG wurde der Vorschlag eingebracht und konsensuell abgestimmt, nach dem Vorbild anderer Länder neben den klassischen Erhebungen durch Behörden und freigemeinnützige Träger eine Straßenzählung zur Obdachlosigkeit im öffentlichen Raum durchzuführen. Hierdurch sollten auch Menschen erfasst werden, die keinen Kontakt zum Hilfesystem haben.
2. Menschen die Obdachlosigkeit erfahren
Antworten zu den häufig gestellten Fragen im Zusammenhang mit Berliner:innen die von Wohnungs- bzw. Obdachlosigkeit betroffen sind.
In den Herbst- und Wintermonaten 2021, unternimmt das Projektteam von „Zeit der Solidarität” eine Tour durch die Berliner Tagesstätten. Es werden auch andere niedrigschwellige Einrichtungen, wie z.B. Suppenküchen, besucht. Das Projektteam erreicht so von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen, und informiert sie über das Projekt und die nächste Zählung. Besprochen werden auch die Erfahrungen mit der ersten “Nacht der Solidarität”, die Meinungen zu der Erhebung grundsätzlich und Verbesserungsvorschläge. Die Betroffenen werden außerdem eingeladen, sich zu engagieren, z.B. in dem Sie an der „Zeit der Solidarität” Fachtagung vom 16.12.21 teilnehmen, oder bei weiteren Veranstaltungen und Aktionen im Frühjahr 2022 mitwirken.
Ungefähr vier Wochen vor der Erhebung selbst werden in allen niedrigschwelligen Einrichtungen, in denen sich obdachlose Menschen in Berlin aufhalten, Informationsaushänge und Flyer bereitstehen, um über die Zählung und Befragung konkret zu informieren. Zudem werden die Gäste durch das dort tätige Personal über das Vorhaben informiert.
Im Fachbeirat der Erhebung sind mehrere Personen mit langjähriger Erfahrung mit Wohnungs- und Obdachlosigkeit vertreten. Zudem sind Personen aus der Wissenschaft, den Wohlfahrtsverbänden, und dem Wohnungslosenhilfesystem dort vertreten. In dem Fachbeirat wird über die methodische Umsetzung der Erhebung beraten und entschieden. Über die gesamte „Zeit der Solidarität” hinweg, werden verschiedene Möglichkeiten geschaffen, um die Meinungen und Expertise der Betroffenen in das Projekt einfließen zu lassen.
Es wird großen Wert darauf gelegt, dass auch unbeteiligte, obdachlose Berliner:innen frühzeitig darüber informiert werden, dass die Zählung und Befragung in ganz Berlin stattfindet. Grundsätzlich ist die Teilnahme an der Zählung und Befragung, seitens Menschen die Obdachlosigkeit erleben, absolut freiwillig. Im Austausch mit betroffenen Berliner:innen geht es nicht darum diese von der Erhebung zu überzeugen, sondern ihnen die Möglichkeit zu geben, eine informierte Entscheidung darüber zu treffen, ob sie sich zählen lassen und die anonymen Fragen beantworten wollen oder nicht.
In den Wintermonaten 2021, unternahm das Projektteam von „Zeit der Solidarität” eine erste Tour durch die Berliner Tagesstätten. Das Projektteam erreichte so von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen, und informierte sie über das Projekt. Ihre Erfahrungen mit der “Nacht der Solidarität”, die Meinungen zu der Erhebung grundsätzlich und Verbesserungsvorschläge wurden erfragt. (Ehemals) betroffene Menschen wurden außerdem eingeladen sich zu engagieren, zum Beispiel in dem Sie an der „Zeit der Solidarität” Fachtagung vom 16.12.21 teilnehmen, oder bei weiteren Veranstaltungen und Aktionen im Frühling 2022 mitwirken. Eine zweite Tour durch die Tagesstätten ist kurz vor und kurz nach der Zählungs- und Befragungsnacht geplant. Über die gesamte „Zeit der Solidarität” hinweg, werden verschiedene Möglichkeiten geschaffen, um die Meinungen und Expertise der Betroffenen in das Projekt einfließen zu lassen.
Deutsch, Russisch, Polnisch, Bulgarisch, Rumänisch, Französisch, Englisch, Türkisch, Arabisch, Farsi, Spanisch.
3. Der Ablauf der Nacht
Antworten zu den häufig gestellten Fragen im Zusammenhang mit dem Ablauf der Zähl- und Befragungsnacht.
Am 22. Juni 2022 treffen sich alle Freiwilligen, am frühen Abend, an ihrem jeweiligen Sammelpunkt. Diesen haben sich alle Freiwilligen vorher selbst ausgewählt und darüber spätestens 3 Wochen vor der Erhebung eine Bestätigung per E-Mail bekommen.
Nach der Registrierung, Übergabe wichtiger Unterlagen und Materialien werden alle Freiwilligen über das Vorhaben informiert. Danach bilden sich Teams, bestehend aus mindestens drei Menschen – inkl. einer Teamleitung – und tauschen sich über die ihnen zugeteilte Strecke sowie letzten Unklarheiten aus. Abhängig von den Anfahrtswegen zu den jeweiligen Bereichen verlassen die Teams kurz vor 22:00 Uhr den Sammelpunkt. In der Zeit von ca. 22:00 Uhr bis 01:00 Uhr werden angetroffene obdachlose Personen zahlenmäßig erfasst und wenn diese möchten, befragt. Danach kehren die Teamleitungen (verpflichtend) sowie auf eigenen Wunsch die Freiwilligen (freiwillig) an ihren Sammelpunkt zurück.
Pro Bezirk werden mindestens zwei Sammelpunkte eingerichtet. Die Sammelpunkte sollen relativ gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sein, damit die Freiwilligen diese gut erreichen können. Die Sammelpunkte werden häufig in Stadtteilzentren eingerichtet.
An den einzelnen Sammelpunkten treffen sich am Abend der Erhebung die Freiwilligen. Nach der Registrierung unterschreiben sie eine Freiwilligenvereinbarung, erhalten alle notwendigen Unterlagen und Materialien, werden über das Vorhaben detaillierter informiert und bilden Teams. Am Sammelpunkt können sämtliche noch offene Fragen geklärt werden.
Alle Teams starten an einem Sammelpunkt. Während der Erhebung dienen die Sammelpunkte als erste Anlaufstelle und Telefonzentrale für die jeweiligen Teams und unterstützen diese bei auftretenden Fragen und Unklarheiten. Nach der Beendigung der Tour besteht für die Freiwilligen die Möglichkeit, sich noch einmal am Sammelpunkt einzufinden, um sich untereinander auszutauschen.
Nein, unter keinen Umständen! Sollten die angetroffenen Menschen schlafen und/oder kein Interesse an dem Vorhaben zeigen, werden sie nicht von Freiwilligen angesprochen. Die Teilnahme an dem Vorhaben ist seitens obdachloser Menschen absolut freiwillig.
Jedem Team wird eine im Vorfeld festgelegte Strecke (Bereich) in Berlin zugewiesen. Die Teams zählen und befragen so ausschließlich in den ihnen zugewiesenen Bereichen und Straßen. Keine Straße und kein Raum werden zwei- oder mehrmals abgelaufen.
Zudem findet die Erhebung nachts und nur über drei Stunden lang statt. Ein Zeitraum, in dem obdachlose Personen wahrscheinlich eher weniger mobil unterwegs sind. Werden trotzdem einige Menschen doppelt (und andere gar nicht) gezählt, ist dies statistisch unproblematisch, solange es keine systematische Über- oder Untererfassung nach bestimmten Merkmalen wie Geschlecht oder Alter gibt.
In der Zähl- und Befragungsnacht wird nur im öffentlich zugänglichen Raum zahlenmäßig erfasst. Personen, die obdachlos sind, die sich auf privaten Geländen bzw. im nicht öffentlichen Raum aufhalten, werden nur dann zahlenmäßig erfasst, wenn sie vom öffentlichen Raum aus sichtbar sind. Ein Beispiel-Szenario: Freiwillige aus einem Team, können erkennen, dass sich hinter einem Bauzaun oder einer Toreinfahrt eine Person in einem Schlafsack schlafen gelegt hat. Das Team darf diese Person zahlenmäßig erfassen, wird aber nicht versuchen zu der Person hinzugehen, um diese eventuell anzusprechen. Eine Befragung erfolgt daher, wenn dann nur im öffentlichen Raum.
Private Gelände sollen von Freiwilligen nicht aufgesucht werden. Es geht nicht darum, Menschen, die auf der Straße leben zu suchen, sondern diejenigen, die angetroffen werden, zahlenmäßig zu erfassen und wenn möglich zu befragen.
Alle öffentlich begehbaren Parks und Grünanlagen werden von den Freiwilligen-Teams mit abgelaufen, sofern diese in dem jeweiligen Erhebungs-Bereich des Teams liegen. Parkanlagen und Friedhöfe, die im Zeitraum der Erhebung geschlossen sind, daher nicht öffentlich begehbar, werden nicht begangen. Bestimmte Parks und Grünanlagen, die als sogenannte „Hotspots“ eingestuft sind, werden ausschließlich von Sonderteams begangen. Größere Wälder innerhalb der Berliner Stadtgrenze, wie der Grunewald, werden nicht begangen.
Menschen, die sich in der Nacht vom 22. Juni in einer der ganzjährigen Notunterkünfte aufhalten, werden gesondert berücksichtigt. Nach dem Vorhaben werden die einzelnen Ergebnisse zu einer Summe addiert.
Die Freiwilligen erhalten am Sammelpunkt mehrsprachige (Informations-)Materialien, sowohl für das Vorhaben als auch für die Zielgruppe. Mitglieder der Teams – diese setzen sich aus mindestens drei Freiwilligen zusammen – werden ferner ihre Sprachkenntnisse nutzen können.
Es soll eine ganz normale Nacht abgebildet werden.
4. Einsatz der Freiwilligen
Antworten zu den häufig gestellten Fragen im Zusammenhang mit dem Einsatz der Freiwilligen.
Über die Projekt Webseite unter Mitmachen (www.zeitdersolidaritaet.de/mitmachen/) ist die Registrierung möglich. Die Registrierung und Koordination der Freiwilligen übernimmt die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf (www.aller-ehren-wert.de). Mehrsprachige Freiwillige sind besonders erwünscht. Mit den knapp 3000 Freiwilligen, die benötigt werden, können dann bis zu 700 Teams gebildet werden.
Freiwillige müssen mindestens 18 Jahre alt sein und 3 Stunden zu Fuß unterwegs sein können. Zudem müssen die Freiwilligen gut genug Deutsch sprechen und lesen können, um die Einweisung und Freiwilligenvereinbarung (inklusive Verhaltenskodex) verstehen und die Anweisungen der Teamleitung befolgen zu können.
Die Freiwilligen müssen mit einer respektvollen und würdevollen Haltung, wie vom Verhaltenskodex vorgegeben, handeln. Die Freiwilligen sind angehalten keine „Sonderbehandlung“ in der Begegnung mit den angetroffenen obdachlosen Menschen an den Tag zulegen, sondern ihren Mitbürger:innen auf menschliche und offene Weise zu begegnen. In jedem Team wird mindestens eine Person mit Vorerfahrung in der Begegnung mit obdachlosen Menschen vertreten sein. Die Teamleitungen eines jeden Teams werden im Vorhinein geschult und es werden die Personen als Teamleitungen bevorzugt, die bei der Anmeldung Ihre Vorerfahrung in der Begegnung mit obdachlosen Menschen (eigene, professionelle, oder ehrenamtliche Erfahrung) angegeben haben.
Die Teamleitungen werden im Vorfeld gesondert auf ihre Aufgabe bei der Erhebung vorbereitet.
Alle anderen Freiwilligen bekommen am Abend der Erhebung, also am 22. Juni, eine Einweisung und einen Verhaltenskodex ausgehändigt, den sie auch unterschreiben müssen. Der Verhaltenskodex enthält wichtige Verhaltensregeln, wie zum Beispiel:
- Wir respektieren die Privatsphäre der angetroffenen Menschen!
- Es werden keine Fotos gemacht!
- Niemand wird in der Nacht geweckt!
Alle Freiwilligen, besonders diejenigen ohne Vorerfahrung in der Begegnung mit obdachlosen Personen, werden eingeladen, sich im Vorfeld zu informieren und zu engagieren, zum Beispiel in dem sie an den Veranstaltungen und Aktionen zum Themen Wohnungslosigkeit oder an einer der extra Touren von Querstadtein e. V. teilnehmen.
Die Teamleitungen wählen ihren jeweiligen Bereich selbst aus, während der Teamleitungs-Schulungen ca. 3 Wochen vor der Erhebung. Alle weiteren Freiwilligen können Ihren genauen Einsatzort für die Erhebung ebenfalls selbst festlegen. Nach der Registrierung erhalten Sie eine gesonderte E-Mail mit einem Link. Über diesen Link können Sie den Sammelpunkt auswählen, von dem aus Sie in der Zähl- und Befragungsnacht Ihren Einsatz beginnen. Haben sich schon ausreichend Freiwillige für einen Sammelpunkt gemeldet, dann ist es möglich, auch auf einen Sammelpunkt in einem anderen Bezirk auszuweichen. Die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf unterstütz die Freiwilligen bei diesem Auswahlprozess. Ca. drei Wochen vor der Erhebung erhalten die Freiwilligen eine Bestätigung per E-Mail, an welchem konkreten Sammelpunkt sie tätig werden sollen.
Am Abend der Erhebung finden sich dann alle Freiwilligen um 20 Uhr an den jeweiligen Sammelpunkten ein und verteilen sich selbständig auf die verschiedenen Teams, sodass gemischtgeschlechtliche Teams mit mindestens drei Mitgliedern gebildet werden.
Die Freiwilligen werden während der Nacht in einer Gruppe von mindestens drei Personen inklusive einer Teamleitung unterwegs sein. Die Teamleitungen achten darauf, dass sich kein Teammitglied entfernt, sondern sich das Team stets als Gruppe bewegt. Die Mitglieder sind füreinander da und niemand wird auf sich allein gestellt sein. Der eigene Schutz wird zu keinem Zeitpunkt vernachlässigt. Fühlt sich ein Teammitglied unsicher, ist das Team als Ganzes aufgefordert, eine Lösung zu finden.
Die Orte, an denen große Gruppen von wohnungslosen Menschen zu erwarten sind und daher als „Hotspots“ eingestuft sind, werden von Teams aus erfahrenen Streetworkerinnen und Streetworkern, sowie Mitarbeitenden der sozialen Wohnhilfe, begangen.
Für den Einsatz in der Nacht erhalten die Freiwilligen keine Aufwandsentschädigung. An den Sammelpunkten werden Getränke und Snacks für die Freiwilligen bereitgestellt. Sowohl vor als auch nach der Tour können die Freiwilligen sich an den Sammelpunkten stärken.
Ja, alle Freiwilligen erhalten nach der Zähl- und Befragungsnacht eine Teilnahmebescheinigung. Die Freiwilligen sind zu einem Feedback aufgefordert. Die Ergebnisse werden bei der nächsten Erhebung berücksichtigt.