Veranstaltungsreihe mit der Berliner Landeszentrale für politische Bildung
Wohnungslos durch die Nacht
Im Rahmen der Zeit der Solidarität organisieren wir mit der Berliner Landeszentrale für politische Bildung die Reihe "Wohnungslos durch die Nacht" mit vier Podiumsdiskussionen, zwei Veranstaltungen für Kinder und einer Filmvorführung mit Gespräch.
Podiumsdiskussionen

Mit dem Traum vom besseren Leben machen sich auch innerhalb der Europäischen Union Menschen auf den Weg nach Berlin. Sie suchen gute Jobs mit fairen Bedingungen und ein selbstbestimmtes Leben in Berlin. Für einige von ihnen endet der Weg auf Berlins Straßen – ohne Perspektive und ohne faire Bedingungen.
Wie kommt es dazu? Welche Schnittstellen von Migration, Arbeitsmarkt und Wohnungslosigkeit sind erkennbar? Findet eine Ausbeutung der EU-Binnenmigrierenden in Berlin statt? Und wie kann der Weg weg von der Straße aussehen? Hierüber wird diskutiert mit anschließender Möglichkeit für Fragen aus dem Publikum.

Rückblick auf den Abend am 31. Mai 2022 im Bona Peiser mit einer tiefgründigen Diskussion über Wohnungslosigkeit an der Schnittstelle zu Migration und Ausbeutung am Arbeitsmarkt!
Wir danken den Experten auf dem Podium - Alexander Fischer, Staatssekretär für Arbeit; Svenja Ketelsen, Leiterin Frostschutzengel 2.0; Monika Fijarczyk, Berliner Beratung für Migration und Arbeit sowie Giulia Borri, BALZ- Beratungsbus - und dem engagierten Publikum sowie der Moderatorin Sharon Maple.
Die Mischung aus Amtstragenden, ehemals Betroffenen und Profis aus der Beratung in den verschiedenen Bereichen machte den Austausch mit verschiedenen Blickwinkeln möglich. Einigkeit gab es darüber, dass nur ein Zusammenspiel aus aufsuchender und niedrigschwelliger Beratung und Regulierungsmöglichkeiten für Gewerkschaften und Betriebe die Menschen vor Ausbeutung schützen und ausbeuterischen Machenschaften eindämmen kann

Unter den wohnungslosen Menschen unserer Stadt befinden sich auch Frauen. Es gibt die Annahme, dass versteckte Wohnungslosigkeit unter ihnen hoch ist. Was bedeutet das? Gibt es frauenspezifische Risikofaktoren für den Verlust der eigenen Wohnung? Und welchen Risiken sind sie auf der Straße ausgesetzt? Hierüber wird diskutiert, mit anschließender Möglichkeit für Fragen aus dem Publikum.

Rückblick zur Diskussionsveranstaltung am 02. Juni 2022 in der Berliner Landeszentrale für politische Bildung zum Thema Frauen die von Obdachlosigkeit betroffen sind und welche besonderen Herausforderungen dies mit sich bringt.
Dank geht an die Gästinnen auf dem Podium - Dr. Bahar Haghanipour, MdA, Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses und frauen- und gleichstellungspolitische Sprecherin; Janita-Marja Juvonen; Claudia Peiter, Leiterin Evas Haltestelle; Zuza Mączyńska, Gangway e. V. - sowie der Moderatorin Sharon Maple und dem eifrigen Publikum.
Amtstragende, Betroffene und Expert:innen aus niedrigschwelligen Einrichtungen und der aufsuchenden Arbeit haben über die Schwierigkeiten gesprochen die besonders obdach- und wohnungslose Frauen erleiden. Themen wie Gewalt und Stigmatisierung, aber auch die, teils gewollte, notwendige und schützende, "Unsichtbarkeit" von Frauen auf der Straße wurden diskutiert. Kosens gab es darüber, dass viel mehr bedarfsgerechtere und niedrigschwellige Hilfsangebote von Nöten sind, insbesondere auch für Transfrauen und migrantische Frauen. Eine Resozialisierung in Bezug auf die Geschlechterrollen könnte, darüber hinaus, dazu beitragen, dass Frauen gar nicht erst auf der Straße landen und sich Hilfe (und Selbsthilfe) früh genug holen können.

Die Mietpreise im Land Berlin steigen seit Jahren massiv an und haben die Problematik der Wohnraumknappheit zusätzlich verstärkt. Wie stehen da die Chancen für Menschen, die bereits wohnungslos geworden sind oder davon bedroht sind? Und wie kann der angespannten Lage angemessen begegnet werden? Hierüber wird diskutiert, mit anschließender Möglichkeit für Fragen aus dem Publikum.

Rückblick auf die Diskussionsveranstaltung am 07. Juni 2022 in der Fabrik Osloer Straße zum Thema Wohnungsmarkt: "Die Wohnung ist schon vergeben. - Zur Situation wohnungsloser oder von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen auf dem Berliner Wohnungsmarkt."
Veranstalter:innen, Referent:innen und das Publikum waren sich einig - die Diskussion war spannend und vielseitig und hätte noch viel länger fortgeführt werden können, besonders weil es so viele interessante Fragen aus dem großen Publikum gab!
Dank geht an die Gesprächspartner:innen auf dem Podium - Ülker Radziwill, Staatssekretärin für Mieterschutz und Quartiersenteignung; Andrej Holm, Humboldt-Universität zu Berlin; Remzi Uyguner Berlin-Brandenburg Türkiye Toplumu / Türkischer Bund Berlin-Brandenburg "Fair mieten - Fair wohnen"; Sebastian Böwe und Frank Richter, Housing First Berlin - sowie der Moderatorin Sharon Maple!
Hier ein paar der angeschnittenen Themen: der "angespannte" Berliner Wohnungsmarkt und wie es dazu kam, der Beschluss der EU und Masterplan zu Beendigung von Wohnungslosigkeit, die Bedeutung der eigenen Wohnung und dessen Verlust, Housing First als Konzept und dessen bisheriger Erfolg in Berlin, die Wohnungssuche und Berlins Bestandswohnungen, Anteil der Sozialwohnungen und die Dringlichkeit einer Belegungsbindung, Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt (beim Wohnen und der Wohnungssuche), der Steuerungsbedarf beim Neubau von Wohnungen, sowohl bei privaten als auch landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, und natürlich auch das Thema: Mieterschutz.

Auf Berlins Straßen leben auch sogenannte »Straßenkinder«. Es sind Kinder und Jugendliche, die kein Zuhause haben, in das sie zurückkehren können oder möchten. Außerdem gibt es eine Anzahl von Familien, die mit ihren Kindern von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Welche Wege führen sie auf die Straße? Wie ist es auf der Straße, speziell für sehr junge Menschen? Und was können wir alle tun, um sie zu unterstützen? Hierüber wird diskutiert, mit anschließender Möglichkeit für Fragen aus dem Publikum.

Rückblick zur Diskussionsveranstaltung am 08. Juni 2022 im Don-Bosco-Zentrum in Marzahn zum Thema Kinder und Jugendliche, die von Obdach- und Wohnungslosigkeit betroffen oder bedroht sind.
Dank geht an die Gäst:innen auf dem Podium - Aziz Bozkurt, Staatssekretär für Jugend, Familie und Schuldigitalisierung; Lasse John, Straßenkinder e.V.; Sebastian Wegendt, Berliner Notdienst Kinderschutz und Berit Hagemeister, Gangway - Straßensozialarbeit in Berlin e.V. - sowie der Moderatorin Sharon Maple und dem engagierten Publikum.
Amtstragende und Expert:innen aus niedrigschwelligen Einrichtungen und der aufsuchenden Arbeit sprachen über die Herausforderungen die Kinder und Jugendliche (und die dazugehörigen Familien) haben, die von Wohnungslosigkeit betroffen oder davon bedroht sind.
Es herrschte Einigkeit darüber, dass fehlende Bindung, Kontinuität und Beziehungsarbeit, sowie psychische Probleme und schwerwiegende Lebensbrüche häufig dazu führen, dass Jugendliche sich für ein Leben auf der Straße “entscheiden”. Auf der Straße finden sie zum Teil eine Gruppe von Gleichgesinnten, erfahren Bindung und fühlen sich verstanden.
Ein großes Thema, bei dem es dringend Verbesserung benötigt, ist das “durchfallen” durch das Jugendhilfesystem. Viele Jugendliche waren bereits in verschiedensten Einrichtungen, lang- und kurzfristig, und haben trotzdem keine nachhaltige Verbesserung erleben dürfen geschweige denn eine Verbesserung ihrer Perspektiven, weil sie nicht in das System und zu den angebotenen Hilfeleistungen passen. Besonders schwer haben es queere Jugendliche, für die es mittlerweile aber zum Glück schon spezielle Anlaufstellen in Berlin. Es besteht die Dringlichkeit, dass die Jugendämter und Bezirke besser und interdisziplinär zusammenarbeiten und das Anlaufstellen multiprofessionell aufgestellt werden, damit betroffenen Jugendlichen nicht der Spießrutenlauf durch jegliche Ämter und Einrichtungen zugemutet werden muss - so soll bedarfsgerechter und schneller geholfen werden.
Workshop für Kinder

Kinder in Berlin wachsen damit auf, immer wieder wohnungslosen Menschen zu begegnen. Sie stellen sich viele Fragen und wollen Antworten bekommen. Gemeinsam wollen wir darüber sprechen, was eigentlich zu einem gelingenden Leben gehört und was es bedeutet, keine Wohnung zu haben. Wir sprechen über Schicksale, die auf die Straße führen können und überlegen, was wir alle und Kinder speziell tun können, um in einer solidarischen Gesellschaft zu leben.
Erwachsene Bezugspersonen dürfen teilnehmen, wenn es für die Kinder notwendig ist.
Filmvorführung mit Gespräch

Sophie (15) und Dominik (17) leben seit einem halben Jahr auf den Straßen rund um den Görlitzer Park in Berlin. Sie schlafen in Hauseingängen, sammeln Flaschen – und lieben sich, so bedingungslos und absolut, wie man es als Teenager tut. Sophie ist im 4. Monat schwanger, der Winter kündigt sich an und ein Gerichtstermin wartet: Dominik muss sich für mehrere Straftaten der letzten Jahre verantworten. Jahrelanger Knast droht. Ein ebenfalls obdachloser Freund schlägt vor, nach Frankreich zu fliehen. Vielleicht könnten sie dort ein neues Leben anfangen?
Die Gerichtsverhandlung entpuppt sich als Chance, zurück in die Legalität zu gehen. Wenige Wochen später haben die beiden eine kleine Wohnung – mitten im Wald. Was lange das Ziel ihrer Sehnsucht war, ist nun eine Herausforderung für ihre Liebe.
Das anschließende Filmgespräch mit Mitgliedern der Vereins Straßenkinder e.V. wird von Sharon Maple moderiert – Publikumsfragen sind willkommen.

Rückblick auf die Filmvorführung am 10. Juni 2022
Wir blicken zurück auf einen interessanten Filmabend letzten Freitag mit anschließendem Gespräch mit Mitarbeitenden und Klient:innen von Straßenkinder e.V.! Vielen Dank fürs Kommen und Teilen! Sie schilderten ihre Eindrücke vom Film und nahmen Bezug auf die eigene Erfahrung aus der Arbeit oder dem Leben auf der Straße. Fazit: Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit unter Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen muss viel stärker und öfter thematisiert werden - besonders hier in Berlin!