Ursprung der Erhebung in Berlin
Wie kam es zur „Nacht der Solidarität“?
Schon seit mehreren Jahren forderten Wohlfahrtsverbände, Sozialarbeiter*innen sowie Expert*innen und Träger der Wohnungslosenhilfe, dass eine Wohnungslosenstatistik eingeführt wird. Eine solche Statistik kann und soll Erkenntnisse liefern, aufgrund derer nachhaltige Hilfsangebote erschaffen und politische Entscheidungen getroffen werden können.
Am 10.01.2018 bekam dann eine Arbeitsgruppe (AG) den Auftrag, eine Wohnungsnotfallstatistik für Berlin zu entwickeln. Die Leitung dieser Arbeitsgruppe übernahm Prof. Dr. Susanne Gerull. Den Auftrag für diese Arbeitsgruppe erteilte die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, (SenIAS), im Rahmen der Berliner Strategiekonferenz zur Wohnungslosenhilfe.
Die AG „Wohnungsnotfallstatistik“ erarbeitete den Vorschlag für eine dreiteilige Statistik. Eine davon die Erfassung von „akut obdachlosen Menschen“ durch eine Straßenzählung. Neben den klassischen Erhebungen durch freie Träger und Behörden, sollte eine Straßenzählung im öffentlichen Raum dazu führen, dass beispielsweise auch Menschen die keinen Kontakt zum Hilfesystem haben, erfasst und damit in der Statistik sichtbar werden. Die für 2020 Entwickelte Methode für die erste Zählung und Befragung von obdachlosen Menschen -„Nacht der Solidarität“- ist ein Ergebnis dieser mehrjährigen Arbeit der AG, an der neben Akteuren aus Politik, Wissenschaft, dem Wohnungsnotfallhilfe System, Personen mit Wohnungslosigkeits-Erfahrung beteiligt waren. Die Ergebnisse der AG sind hier zu finden.


Am 3. September 2019 beschloss der Senat Berlin, aufgrund der Strategiekonferenz, neue Leitlinien für die Wohnungslosenhilfe. Neben der Verbesserung der Steuerung für die Unterbringung, der Vereinheitlichung des Verwaltungshandelns der Bezirke und der Ausweitung des Angebots geeigneter Räume, stellt der Aufbau einer Wohnungslosenstatistik ein Kernthema dieser Leitlinien dar. So wurde ein Team aus der Senatsverwaltung für die Umsetzung, der von der AG erarbeiteten Methode der Straßenzählung, in 2019 beauftragt. Dieses Team, unter der Leitung von Klaus-Peter Licht, organisierte dann die „Nacht der Solidarität“. Die Ergebnisse der „Nacht der Solidarität“ in 2020 und die der Zählung und Befragung in der „Zeit der Solidarität“ in 2022 tragen, als ein Baustein, zur Entstehung der sich im Aufbau befindenden Wohnungslosenstatistik bei.
Als Vorbilder für die Methodik der Zählung und Befragung im öffentlichen Raum nutzte die AG internationale Beispiele von Datenerhebungen. Insbesondere die seit mehr als 5 Jahren durchgeführte Methode einer Straßenzählung und Befragung in Paris war Vorlage für die Berliner Erhebung. Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus Paris waren sehr hilfreich bei der Planung und Umsetzung der „Nacht der Solidarität“ in 2020. Auch in vielen US Amerikanischen Metropolen lassen sich viele Beispiele ähnlicher Erhebungsmethoden finden, die dort zum Teil schon seit Jahrzehnten jedes Jahr stattfinden.